Ghostwriting - Vorsicht bei der Abschlussarbeit

Tasja Bürger · 07.01.2022 · 3 Minuten Lesezeit

Manchen Studierenden fehlt es lediglich an Zeit und Motivation. Anderen an theoretischem Wissen und schreiberischem Geschick. In der Verzweiflung greifen einige deshalb zu gefährlichen Maßnahmen und riskieren damit die eigene akademische Laufbahn. Die Rede ist vom „Ghostwriting“.

Ghostwriting - Vorsicht bei der Abschlussarbeit

Was ist ein Ghostwriter?

Als Ghostwriter wird ein Autor bezeichnet, der im Auftrag und Namen einer anderen Person schreibt, ohne dabei als Urheber genannt zu werden. Der Autor bleibt also unsichtbar wie ein Geist, daher auch die Bezeichnung Ghostwriter - auf Deutsch „Geisterschreiber“. Hinter diesem anonymen Verfasser verbirgt sich ein sprachgewandter und meist qualifizierter Autor, der privat oder für eine Ghostwritingagentur arbeitet. Dort erhält er Kundenaufträge und wird pauschal pro geschriebener Seite bezahlt.

Wer engagiert einen Ghostwriter?

Von Privatpersonen über diverse Institutionen und Unternehmen bis hin zu Verlagen - die Spannweite der Kunden ist groß. Überall dort, wo lange und stilsichere Texte verfasst werden müssen, kommt ein Ghostwriter zum Einsatz. Gründe der Kunden sind oft Zeitmangel oder fehlende Fähigkeiten, um das gewünschte Werk selber fertig zu stellen. Ghostwriter sind ebenfalls im Auftrag von Prominenten oder Autoren persönlich tätig. Dazu gehören sowohl Romane, Fachbücher und Biografien als auch Songtexte, politische Reden und andere Veröffentlichungen. Große Ghostwritingagenturen verfügen sogar über ein Netzwerk von mehrsprachigen Autoren und Übersetzern, die das anonyme Schreiben auch in anderen Sprachen ermöglichen.

Bleibt ein Ghostwriter immer „unsichtbar“?

Zu Beginn eines Auftrages muss sich ein Ghostwriter vertraglich dazu verpflichten, seine Urheberschaft nicht ungefragt bekannt zu geben. Schließlich soll er unentdeckt bleiben. Auf direkte Nachfrage steht es dem Ghostwriter jedoch frei, seine eigene Urheberschaft zu nennen. In den meisten Fällen wird der Name des Ghostwriters also nicht mit angegeben - das fertige Werk wird unter dem Namen des „offiziellen“ Autors, also des Auftraggebers, veröffentlicht. Handelt es sich bei dem Ghostwriter allerdings um einen berühmten Journalisten, so kann er neben dem „offiziellen“ Autor auf dem Bucheinband oder im Autorenprofil erscheinen. Auch ist es üblich, den Ghostwriter im Impressum oder der Danksagung zu erwähnen.

Ist Ghostwriting legal?

Viele Leute zweifeln am Phänomen Ghostwriting und schrecken davor zurück, die eigene Schreibarbeit in fremde Hände zu legen. Dabei handelt es sich lediglich um eine Dienstleistung, die schon immer legal war und auch immer noch ist. Denn schon in der Antike war es üblich, im Auftrag für Andere zu schreiben. Ghostwriting an sich ist also nicht illegal, der akademische Gebrauch für Prüfungsleistungen allerdings schon! Dann spricht man von wissenschaftlichem bzw. akademischem Ghostwriting.

Ghostwriting vs. Plagiat

Die Arbeit eines Ghostwriters und ein Plagiat sind nicht dasselbe. Ein Ghostwriter ist kein Abschreiber, sondern ein ernsthafter Verfasser von eigenen Texten. Ghostwriting ist legal und wird von öffentlichen Agenturen als Dienstleistung angeboten. Ein Plagiat hingegen ist nur eine Kopie eines Originalwerks. Diese wird meist widerrechtlich veröffentlicht und kann gravierende Ausmaße haben.

Was ist wissenschaftliches Ghostwriting?

Bei dieser Form des Ghostwritings werden wissenschaftliche Arbeiten für Institutionen und Privatpersonen geschrieben. Seriöse, professionelle Agenturen werben mit dem Grundsatz: Qualifizierte Akademiker schreiben akademische Texte. Nur wer selber einen Hochschulabschluss vorweisen kann, darf sich akademischer Ghostwriter nennen und das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten anbieten.

Aber Vorsicht bei der Beauftragung eines Ghostwriters für prüfungsrelevante Hochschularbeiten: Das Werk eines Ghostwriters als Abschlussarbeit vorzulegen, gilt als Täuschungsversuch. Der “Täter” hat damit nicht bestanden, im schlimmsten Fall kann dieser sogar exmatrikuliert werden. Grund ist die eidesstattliche Erklärung. In einer Hochschularbeit muss man immer angeben, die Arbeit eigenständig verfasst zu haben. Und wer das nicht tut, muss mit schlimmen Konsequenzen rechnen. Eine Ghostwriting-Abschlussarbeit darf also nicht als eigene Arbeit ausgegeben und eingereicht werden. Wenn ein Studierender aber Hilfe bei wissenschaftlichen Uniarbeiten benötigt, kann das Schreiben des Ghostwriters als Beispiel oder Orientierungshilfe dienen. Denken und Schreiben muss der Studierende seine Arbeit letztendlich selbst.

Welche Alternativen gibt es für dich?

Wer Schwierigkeiten beim Verfassen der Abschlussarbeit hat, kann sich auf verschiedene Weise Hilfe holen. Das Werk eines Ghostwriters kann zwar als Vorlage und gute Orientierung dienen, verleitet aber schnell zum Abschreiben.
Stattdessen solltest du dir direktes, persönliches Feedback einholen, indem du dir einen Mentor suchst. Das kann ein Hochschulprofessor deiner Uni sein oder ein Akademiker aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis. Dieser Ansprechpartner dient als Mentor und Motivator zugleich, dessen Hilfe nicht nur kostenlos, sondern auch völlig legal ist.
Bei Problemen mit der Formulierung sowie der Rechtschreibung kann ein Lektor unterstützen. Eine unabhängige dritte Person kann als neutraler Leser Tipps zu inhaltlichen und argumentativen Schwächen geben. Es empfiehlt sich immer, die eigene Abschlussarbeit von verschiedenen Personen Korrektur lesen zu lassen.

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